Stuttgarter Zeitung/Filder Zeitung 30.08.2013
 
Auf den Mauerfall folgt die Potsdamer Affäre –
Kai Müller, 30.08.2013 13:00 Uhr
 
Schreibblockaden kennt Heiger Ostertag nicht. Immer abends setzt er sich an seinen altenglischen Schreibtisch: „Der lädt geradezu zum Schreiben ein“, sagt der Buchautor, der heute seinen 60. Geburtstag feiert. Allein in diesem Jahr erschienen bereits 3 seiner Bücher
Mehr als 20 Bücher hat Ostertag mittlerweile veröffentlicht, allein in diesem Jahr sind drei weitere erschienen. So war im vergangenen Jahr unter anderem die „Hersfelder Zeitung“ auf ihn zugekommen, die im Jahr 2013 ihr 250-jähriges Bestehen feiert. „Die wollten unbedingt ein Buch haben und haben bei mir angefragt“, sagt Ostertag. Für den Autor eine ganz neue Herausforderung, bei der er auch viele Einblicke in den Redaktionsalltag bekam. Das Ergebnis: ein Bad-Hersfeld-Krimi mit dem Titel „Hersfelder Totentanz“.
Bereits im Frühjahr ist ebenfalls im Südwestbuch-Verlag „Operation Mauerfall 1962“ erschienen. „Es geht um einen Wendepunkt der deutschen Geschichte“, sagt Ostertag. Er verlegt das Geschehen aber auf einen früheren Zeitpunkt und spielt mit dem Gedanken, was wäre gewesen, wenn Willy Brandt Konrad Adenauer abgelöst hätte und das Patt der Russen und Amerikaner ausgenutzt hätte, um die Wiedervereinigung zu erzwingen. ... Auch sein neuestes Werk „ Potsdamer Affäre“, das im Gmeiner-Verlag erschienen ist, speist sich aus historischen Quellen. Schon vor 20 Jahren hatte er mit Kollegen den Sammelband „1000 Jahre Potsdam“ herausgegeben. Als Historiker hat er sich viel mit dem Kaiserreich beschäftigt und stieß „bei ganz anderen Recherchen“ auch auf einen Offizier namens Wedigo von Wedel, der einem Familienverband angehörte, der nicht ohne Einfluss war. Der junge Mann ist nun die Hauptfigur des Buches. Dieses führt die Leser in die Welt der Geheimdienste und die Halbwelt Berlins, wo zwielichtige Gestalten und eine verführerische Gräfin ihr Unwesen treiben.
Mit Gmeiner, Südwestbuch und Theiss gibt es derzeit drei Verlage, für die Ostertag arbeitet. Um Aufträge muss er sich nicht sorgen. „Das ist schon eine sehr positive Entwicklung“, sagt Ostertag, der mittlerweile in ganz Deutschland für Lesungen nachgefragt wird. Es zahlt sich aus, dass er auf Archivmaterial, das sich über 25 Jahre angesammelt hat, zurückgreifen kann. Die Ideen gehen ihm da nicht so schnell aus. So wird es neue Abenteuer des Junkers Carl von Schack geben, zum 200. Geburtstag des Reichskanzlers Otto von Bismarck soll ebenfalls ein Roman erscheinen.

HZ-Interview mit dem Schriftsteller Dr. Heiger Ostertag über seinen Hersfeld-Krimi vom 3. Juli 2013
Ein mörderisches Mosaik


Herr Ostertag, in Ihrem Hersfeld-Krimi gibt es viel Lokalkolorit, und Sie glänzen mit viel Insider-Wissen. Wie macht man das, wenn man doch gar nicht aus der Stadt ist, sondern wie Sie in Süddeutschland lebt?
Dr. Heiger Ostertag: Man muss in die Stadt fahren, sich umschauen, vor allem mit den Menschen vor Ort sprechen. Aber natürlich findet man auch in Büchern und im Internet sehr viele Informationen über Bad Hersfeld.
Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass auch die Hersfelder Zeitung eine wichtige Quelle für Sie war?
Ostertag: Ja, ich hatte die HZ im Abonnement, weil ich minutiös die Tage rund um das Lullusfest, an denen das Buch spielt, rekonstruieren wollte. Zum Beispiel war ich selbst gar nicht beim Lolls-Ball, aber dafür viele meiner Informanten. Außerdem hat die Zeitung ja sehr umfänglich berichtet.
Woher stammt die eigentliche Idee zur Krimihandlung, die sich um Menschen- und Drogenhandel dreht?
Ostertag: Ich habe mir die Region zunächst ganz genau angeschaut. Seit der Wiedervereinigung ist Bad Hersfeld ja ins Zentrum Deutschlands und Europas gerückt, und viele wichtige Nord-Süd und Ost-West-Verkehrslinien gehen hier durch. Außerdem habe ich in Gesprächen von ähnlichen Vorfällen in der Region gehört. Das Buch hat also einen ganz realen Hintergrund.
Wie viele Seiten schreiben Sie denn so pro Tag?
Ostertag: Das ist ganz unterschiedlich. Wenn es gut läuft bis zu 20 Seiten. Danach lasse ich das Material aber immer für einige Zeit liegen, um dann mit einem anderen Blickwinkel noch einmal ranzugehen. Mit der Arbeit an dem Hersfeld-Krimi habe ich nach dem Lullusfest begonnen, das Manuskript nach einiger Zeit überarbeitet und dann von Ortskundigen in Bad Hersfeld gegenlesen lassen. Das ist ganz wichtig.
Es ist ja sicher auch ein Wagnis, einen Lokalkrimi zu schreiben, denn man kann dabei in viele Fettnäpfchen treten, oder?
Ostertag: Das stimmt, aber es ist inzwischen der siebte Lokalkrimi den ich schreibe, und das Verfahren ist immer ähnlich. Ich nehme vor Ort Kontakt mit Einheimischen auf, mit Behörden, gehe in Archive und gern auch zur örtlichen Zeitung und sammle so Informationen.
Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig oder auch gewollt, heißt es im Vorspann. Tatsächlich trifft man im Buch viele Bekannte. Wie reagieren die denn darauf, wenn Sie von Ihnen unter Mordverdacht gestellt werden oder gleich selbst die Leiche sind?
Ostertag: Die Betreffenden habe ich natürlich vorher gefragt. Wir wollen hier noch nicht zu viel verraten, aber es ist doch klar, dass alle unter Verdacht geraten, wenn jemand aus der Redaktion ermordet wird.
Naja, ein bisschen beleidigt bin ich schon, dass Sie Redaktionsleiter Uwe Stradtler offenbar für zu alt für eine heiße Affäre mit einer jungen Praktikantin halten...
Ostertag: (lacht) Das kommt nicht von mir, sondern von den vielen Informanten, die mich per E-Mail mit Details aus der Redaktion versorgt haben und so ein vielschichtiges Mosaik geformt haben.
Kommen Sie denn demnächst nach Bad Hersfeld oder trauen Sie sich nicht mehr in diese mörderische Stadt?
Ostertag: Doch, ich wage mich schon wieder dahin. Ich werde zu den Festspielen kommen, und außerdem will ich auch versuchen, zum Lullusfest im Oktober zu kommen.
Was sind Ihre nächsten Projekte?
Ostertag: Ich habe ein sehr breites Arbeitsspektrum. Hauptsächlich beschäftige ich mich mit historischen Romanen. Aber ich habe auch viele andere Ideen und Projekte, die ich über Jahre plane.
Lesen Sie hierzu auch:
Praktikantin tot, HZ geschockt
Von Kai A. Struthoff
 
Ludwigsburger Kreiszeitung vom 13. März 2013
Heiger Ostertag bei seiner Lesung im Weingut Monrepos.
VON FRANK KLEIN
Als promovierter Historiker hat Heiger Ostertag zahlreiche Fachbücher zur deutschen Militärgeschichte veröffentlicht – eine Tätigkeit mit eher theoretischem Intrigen und Ränkespiele am Herzogshof. Heiger Ostertag las jetzt bei einem guten Glas Wein im Weingut Monrepos aus seinem neuen Buch zu Franziska von Hohenheim. Charakter. Doch dem Stuttgarter gelang es, seiner täglichen Schreibtischarbeit kreative Schübe zu verleihen: Er fing an, Regionalkrimis und Thriller mit historischen Stoffen zu schreiben. So kam er auf die Idee, den Junker Carl von Schack zum Helden einer Romanreihe zu machen. Zwar handelt es sich bei von Schack um eine historische Figur, die als Kammerherr in den Diensten des württembergische Herzogs Carl Eugen stand. Ostertag hat sich aber die Freiheit genommen, den Junker mit einer in weiten Zügen erfundenen Biografie auszustatten. So befördert ihn der Herzog in der Romanreihe schon in jungen Jahren zum Chef seiner Geheimpolizei. Bereits im ersten Teil „Die Affäre Mömpelgard“ erfordert es von Schacks ganzes Geschick, seinen adeligen Arbeitgeber aus diplomatischen Verwicklungen herauszuhalten. Und auch im zweiten Teil „Das geraubte alsband der Franziska von Hohenheim“, den Ostertag jetzt vor rund 40 Besuchern im Weingut Monrepos vorstellte, hält der launige Herzog seinen Geheimdienstchef auf Trab. Denn Carl Eugen hat mit der Reichsgräfin Franziska von Hohenheim angebandelt. Doch der liebestolle Landesherr ist bereits verheiratet, mit einer Scheidung würde er einen Skandal heraufbeschwören. Um die schmollende Franziska bei der Stange zu halten, hat er ein prachtvolles Geburtstagsgeschenk in petto: ein mit mehr als 600 Diamanten besetztes Collier. Selbst der französische Herrscher Louis XVI. hat angesichts galoppierender Staatsschulden auf den Erwerb des Halsbandes verzichtet. Auch Carl Eugens Staatshaushalt sei ein Fass ohne Boden, lässt er Franziska wissen, „und dennoch lebe ich in Saus und Braus“. Er wolle die Geliebte „schmücken, wie keine Frau in deutschen Landen geschmückt ist“, schmachtet der Herzog. Nachdem sich die Reichsgräfin anfangs, wie es sich für eine Pietistin gehört, noch ein wenig ziert, will sie das Collier schließlich doch annehmen. Aber der Schmuck weckt auch das Interesse finsterer Gestalten und verschwindet auf mysteriöse Weise. Natürlich darf Junker Carl von Schack die Suppe auslöffeln. Autor Ostertag hat, wie er es formuliert, viel „Leihgeschichte“ in die Handlung eingewoben. So trifft von Schack bei seiner Jagd nach den Dieben unter anderem auf den jungen Goethe und diskutiert mit dem Dichterfürsten über die Vorzüge des württembergischen Weins. Nicht nur an solchen Stellen lässt Ostertag viel Lokalkolorit einfließen. Gerade im Großraum Stuttgart heimische Leser erkennen ihre Region an vielen Stellen wieder. Der Reiz des Buches besteht aber gerade darin, dass der Autor genau recherchiert, das Lebensumfeld des späten 18. Jahrhunderts rekonstruiert hat und so Einblicke in das Württemberg zur Zeit Carl Eugens ermöglicht.
INFO: „Das geraubte Halsband der Franziska von Hohenheim“ ist im Stuttgarter Konrad Theiss Verlag erschienen.


Stuttgarter Zeitung Kornwestheim und Kreis Ludwigsburg
Mord und Totschlag in Mömpelgard
"Kornwestheim und Kreis Ludwigsburg", vom 31.12.2011 02:46 Uhr

 
Roman Heiger Ostertag reist mit dem Junker Carl von Schack in das Ludwigsburg des 18. Jahrhunderts. Von Ludwig Laibacher
Die Zeit ist gut gewählt: das Jahr 1776. Der blutjunge Schiller sitzt über den ersten Entwürfen für die "Räuber", Goethe lässt seine Studienzeit hinter sich, Mozart dient als Konzertmeister in Salzburg. In England geht die erste Dampfmaschine in Betrieb, in Nordamerika beginnt der Unabhängigkeitskrieg, in Frankreich gärt es vorrevolutionär.
In diese Epoche schickt Heiger Ostertag den Helden seines neuen Romans "Die Affäre Mömpelgard - die Abenteuer des Junkers Carl von Schack". Vieles von den Dingen, die sich damals auf der kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Bühne ereignet haben, findet Einlass. Auch wenn sich der Autor geografisch auf das Territorium des damaligen Württemberg beschränkt: auf eine Reise von Ludwigsburg nach Montbéliard (Mömpelgard), das noch bis 1796 zu Württemberg gehört hat.
Obwohl der in Stuttgart-Möhringen lebende Autor Historiker ist, betritt er mit diesem Buch Neuland. Denn bisher ist der Gymnasiallehrer Heiger Ostertag mit Regional-Krimis bekannt geworden. Geschichten um den Fotografen Jörg Melcher oder die Hobbyermittlerin Anna Tierse, die sich im heutigen Stuttgart, vorzugsweise im Rotlichtmilieu abspielen.
Mord und Totschlag fehlen denn auch im neuen Roman nicht. Sie werden in ein Netz aus Intrigen gespannt, von denen man aus der zeitlichen Distanz heraus gerne liest. Hat man sich doch längst an die Vorstellung gewöhnt, dass das ohnehin die liebste Beschäftigung der Höflinge und ihrer Damen im Barock war, die sonst nicht wussten, was tun vor lauter Langeweile.
Heigers Hauptfigur allerdings, der Kammerherr Carl von Schack, ist ein sehr vielbeschäftigter Mann: Obwohl erst 25 Jahre alt, ist er der Kopf der herzoglich württembergischen Geheimpolizei. Als ihn der Leser kennen lernt, sorgt er sich, weil der Hof von Versailles quasi bankrott ist. Auch Württemberg hat zu lange über seine Verhältnisse gelebt. Und damit ist schon der Teppich für das Wechselspiel zwischen Finanzen, Politik und Verbrechen ausgerollt. Und natürlich liest man lieber über die prekäre Haushaltslage im Rokoko als über die Finanzkrise von heute. Nicht zuletzt, weil sie so viel übersichtlicher zu sein scheint. Mehr sei zum Plot aber nicht verraten.
Um dem aber Leben einzuhauchen, braucht es mehr als nur ein fundiertes historisches Wissen. Es geht um die Ausgestaltung von Atmosphäre und Ambiente, um Details aus Mode, Esskultur und Fortbewegung. An den Ideen für die Handlung habe es nie gefehlt, sagt Ostertag. Sehr viel mehr Zeit habe ihn die Suche nach Lokalen und ganz spezifischen Landschaften gekostet. Die zentralen Fragen lauteten demnach: wer hätte in dieser Zeit mit wem zusammentreffen können, und wo kann man eine Begegnung zwischen realen und erfundenen Figuren überzeugend stattfinden lassen? Doch nicht nur dafür sind dem Autor genügend Varianten eingefallen. Er hat seine Sprache um höflich-umständliche Formeln und gewundene Floskeln bereichert, die glaubwürdig nach 18. Jahrhundert klingen. Denn anders als in seinen zeitgenössischen Krimis musste er viele Konversationen einbauen.
Barock-Krimi "Die Affäre Mömpelgard" ist im Konrad Theiss Verlag in Stuttgart erschienen, ist 258 Seiten dick und kostet 16,95 Euro.

Schwäbische Post 8.Oktober 2011

Historiker mit tödlichen Neigungen
Heiger Ostertag liest in der Buchhandlung Osiander aus seinem neuen Krimi „Operntod“
Seine „kriminelle Tätigkeit“ habe mit einer Wette begonnen, sagt Dr. Heiger Ostertag in der Osianderschen Buchhandlung. Ostertag ist Historiker in Forschung und Lehre. Vor rund zwanzig Jahren habe er mit einem Kollegen darauf gewettet, dass beide nicht nur Fachliteratur verfassen können, sondern auch Romane. Jetzt ist sein vierzehnter erschienen, am Mittwochabend las der Autor daraus vor.
















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